Hedge-Fonds und Private-Equity-Gesellschaften steigen nach langer Flaute wieder in Spaniens Immobilienmarkt ein. "Vor einem Jahr war der Markt tot", sagte der Investmentchef des größten Immobilienverwalters CB Richard Ellis in Madrid, Adolfo Ramírez-Escudero, der FTD. "Damals hatten wir 15 Kunden, und einer kaufte. Heute haben wir 20 Kunden, und fast alle wollen kaufen."
Die Wiederbelebung dieses Geschäfts ist für das rezessionsgeplagte Land eines der raren Hoffnungssignale. Knapp vier Jahre lang hatten Investoren Spaniens Immobilienmarkt wegen fallender Preise gemieden. Die iberischen Banken hatte dies tief in die Krise gestürzt - die Institute sitzen auf ausfallgefährdeten Immobilienkrediten von mehr als 180 Mrd. Euro. Die Euro-Staaten mussten die Banken daher im Juni mit einer Kreditlinie von bis zu 100 Mrd. Euro stützen.
Mit der Rückkehr der Investoren gibt es nun erste Anzeichen dafür, dass sich der Immobilienmarkt fängt - eine Voraussetzung für die Genesung des angeschlagenen Bankensektors und der spanischen Wirtschaft insgesamt.
Vier Immobiliendeals in dreistelliger Millionenhöhe habe er in den vergangenen Monaten abgeschlossen, sagte Ramírez-Escudero. Verhandlungen über ein Gesamtvolumen von 1,8 Mrd. Euro liefen derzeit, mehr als doppelt so viel wie im vergangenen Jahr - Tendenz steigend.
Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy erhöhte am Wochenende das Reformtempo deutlich. Die Regierung erwägt, Arbeitnehmern den Vorruhestand zu erschweren. Zuvor hatte Madrid den Umfang der geplanten Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen von 65 Mrd. Euro auf insgesamt 102 Mrd. Euro bis zum Jahr 2014 erheblich aufgestockt. Die genauen Pläne sind allerdings noch unklar.
Zudem schließt Spaniens Premier auch einen Antrag auf Hilfen des EU-Rettungsfonds nicht mehr aus, um die Probleme Spaniens am Finanzmarkt zu lindern. Er wolle die von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigten Schritte im Kampf gegen die Schuldenkrise prüfen und danach "die beste Entscheidung im Interesse der Spanier" treffen, sagte Rajoy am Freitag. Die Aktienkurse stiegen daraufhin deutlich, an den Anleihemärkten entspannte sich die Lage.
Die EZB hatte zuvor angekündigt, dass sie bei Bedarf wieder Staatsanleihen von Krisenstaaten kaufen will - aber nur, wenn die betroffenen Länder vorher einen Antrag beim europäischen Rettungsfonds stellen.
Die Belebung des spanischen Immobilienmarkts zeigt, dass Rajoys Reformen bereits wirken. Spaniens zweitgrößte Privatbank BBVA hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr bereits 2500 Immobilien verkauft, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch Santander-Chef Alfredo Sáenz kündigte jüngst an, der Verkauf von Immobilien werde sich in diesem Jahr deutlich beschleunigen.
Per Gesetz hatte Madrid die Banken zur Wertberichtigung verpflichtet. Damit waren sie gezwungen, die Verluste der Immobilienkrise in ihren Bilanzen zu verbuchen. Jahrelang hatten die Institute den Spekulationsboom auf dem Markt mit billigen Krediten angeheizt. Zum Höhepunkt der Blase wurden in Spanien so viele Wohnungen gebaut wie in Deutschland, Italien und Großbritannien zusammen.
In der Regel bis Jahresende müssen die Banken nun 80 Mrd. Euro ihrer Immobilien und Immobilienkredite abschreiben. Fertige Wohnimmobilien müssen im Wert um 35 Prozent korrigiert werden, Grundstücke um 80 Prozent. "Die Abschreibungen geben den Verhandlungspartnern genügend Spielraum, um sich auf einen Preis zu einigen", sagte Ramírez-Escudero. Jede zweite Woche melde sich eine Investmentfirma, um wieder in Spaniens Immobilienmarkt einzusteigen.